Fast vier Jahre ist es nun her, da habe ich meinen ersten Geocache gefunden. Am 8. Juli 2011 ging es mit ein paar ehemaligen Mitschülern in einen Vorort von Peine. Mein erster Cache war gleich ein sogenannter T5er. Diese Bezeichnung beschreibt, dass für das Bergen des Caches spezielle Ausrüstung benötigt wird. Neben solchen Caches gibt es etwa auch solche, die eine spezielle Tarnung unter Leuten erfordern. Als wäre das nicht genug, hat jeder Cache auch noch Attribute, die zur Klassifizierung eingesetzt werden. Sie geben Hinweise auf die Umgebung des Caches – Wasser, Wald, Häuser oder auch Rastplätze. Ebenso lässt sich die möglicherweise erforderliche Ausrüstung ablesen. Bei kaum einen der derzeit aktiven 2.7 Millionen Caches wird aber das Attribut „Teamwork required“ vergeben.
An und für sich ist natürlich klar, was das Attribut bedeutet. Leider wird der zweite Teil des Attributs in meinen Augen nicht genug gelebt. Die Caches, von denen ich bisher gelesen habe, die besagtes Attribut vergeben haben, lassen sich theoretisch auch alleine lösen. Sie werden nur erheblich vereinfacht, wenn eine weitere Person dabei ist. Wenn sich zum Beispiel ein Seil in einer bestimmten Position befinden muss, was Person A zu Person B übergibt, lässt sich dieses auch mit etwas Werkzeug alleine realisieren. Manche Multis bzw. Wherigos fordern zur getrennten Bewegung auf. Läuft man den Weg der Stationen jedoch im Zickzack, lässt sich auch ein solcher Cache lösen. Das Wissen der Koordinaten mal außen vor – wie lässt sich das Wort „required“ möglichst zuverlässig umsetzen? Mit statischen Informationen ist es nicht möglich, denn diese lassen sich durch Ansteuern aller Stationen auch alleine lösen. Ein GPS-Signal? Dies ist leider auch keine Option, da dazu entweder eine App oder ein Wherigo notwendig ist. Beide Optionen lassen sich jedoch in emulierten Umgebungen ausführen, sodass ein Umgehen technisch mittlerweile sogar für technisch unerfahrene Anwender möglich ist. Gibt es vielleicht gar keine elegante Möglichkeit, einen entsprechenden Cache zu realisieren?
Meine Antwort auf diese Frage lautet DCF77! Eigentlich ist die Bezeichnung unvollständig, denn korrekt wäre DCF77,5. Da dies aber „unschön“ klingt, lautet der offizielle Name DCF77. Es handelt sich hierbei um das mit einer Frequenz von 77,5kHz übertragene Signal für funkgesteuerte Uhren. Sie wird aus Mainflingen, einem Ort in der Nähe von Frankfurt am Main, emittiert und hat selbst bei schlechtem Wetter eine Reichweite von wenigstens 500 Kilometern. Die aktuelle Uhrzeit wird jede Minute als binäre Information durch Veränderungen der Amplitude übertragen. Der Übergang zwischen zwei Minuten wird durch das Auslassen einer Amplitudenveränderung symbolisiert. Anschließend wird jede Sekunde genau ein Bit übertragen. Das Absenken der Amplitude weist auf den Start der Sekunde hin. Die Amplitude wird danach wieder angehoben. Betrug die Absenkung 100ms, wurde eine 0 übertragen. Bei 200ms handelte es sich um eine 1. Die ersten 16 Bit sind für die Zeit uninteressant. Die nächsten vier Bit sind sekundäre Zeit-Informationen, die ich für den Cache vernachlässigen kann. Richtig spannend wird es erst ab Bit Nummer 20. Die bis zum Ende der Minute verbleibenden Bits beinhalten neben Paritätsinformationen Minute, Stunde, Tag, Monat, Jahr und Wochentag. Die einzelnen Teile sind darüber hinaus in Einer und Zehner unterteilt. Theoretisch ist es also möglich, nach gut zwei Minuten die aktuelle Zeit zu kennen. Empfangsprobleme werden über die Parität ermittelt und entsprechend ignoriert. Nach einigen Minuten sollte es aber möglich sein, die Zeit zu kennen – egal, wo man sich gerade egal.
Toll, jetzt weiß ich, wie spät wir es haben. Aber wie zwinge ich Cacher damit zum Teamwork? Ich nutze die aktuelle Minute, die ich mit der oberhalb dieses Absatzes dargestellte Spule empfangen kann. Zwei voneinander getrennte Stationen zeigen sie an, wobei beide Ausgaben in ein Web-Interface eingegeben werden müssen. Aber Moment – die Zeit kann man doch auch anderweitig ablesen, also auch eingeben, wo ist da der Reiz? Der Trick, den ich dabei verwende, nennt sich Trigonometrie. Ich verwende dazu einen – natürlich nicht näher klassifizierten – Algorithmus, der durch eine [Co]Sinus-Kurve eine kurze Ziffernfolge generiert. Da sich diese an der aktuellen Zeit orientiert, kann ich sie genau vorhersagen. Dadurch weiß ich, welche Ziffernfolge in welcher Minute generiert wird. Der Cache wird an einer Station in zwei Teile getrennt. Die Stationen müssen gleichzeitig angesteuert und eine Kommunikation aufgebaut werden. Beide Ziffern müssen in einem Web-Interface eingetragen werden, welches dann die nachfolgenden Koordinaten preisgibt. Durch einen ausreichend großen Abstand zwischen beiden Stationen wird verhindert, dass der Cache alleine lösbar ist. Hier ist tatsächlich Teamwork required!